Diese erste Lesung, die der Verein Hilfe für Flüchtlinge e.V. Porta Westfalica organisiert hat, war gleich ein Erfolg: Knapp 80 Besucher hatten sich am Mittwochabend im Bürgerhaus in Hausberge eingefunden, um dem syrischen Autor Seif Arsalan zuzuhören. Und sie wurden nicht enttäuscht. Das Programm bot neben der Autorenlesung zwei Videos sowie eine Plakatausstellung, die weitere Hintergrundinformationen lieferte, unter anderem auch Einzelheiten zu Fluchtroute und -umständen.
Bereits die Einleitung mit dem sehr beeindruckenden Video über die Schönheit Syriens vor Ausbruch des Krieges hinterließ bei den Besuchern einen tiefen Eindruck.
Der junge Syrer schildert in seinem gemeinsam mit seiner Co-Autorin Annette Weber herausgegebenen Jugendroman „Aus Syrien geflüchtet“ die Notwendigkeiten, die zur Flucht geführt haben, und erzählt eindringlich von der gefährlichen und problematischen Flucht nach Europa sowie seinem neuen Leben in Deutschland.
Der Weg von Syrien führte ihn und seine Mutter zunächst in die Türkei. Von dort versuchten die Beiden, mit einem Schlauchboot nach Griechenland zu kommen. Die ersten drei Versuche scheiterten. Bei einem Versuch versagte der Motor des Bootes. Sie wurden von einem türkischen Boot gerettet und wieder in die Türkei gebracht. Erst der vierte Versuch war erfolgreich, nach einer nächtlichen Fahrt über das Mittelmeer erreichten sie am Morgen die griechische Küste, die aus der Ferne eine seltsame, leuchtend orange Farbe hatte. Beim Näherkommen entpuppte sich dieses Phänomen als liegengelassene Rettungswesten von Flüchtlingen, die vor ihnen den gleichen Weg genommen hatten.
Schließlich erreichten Herr Arsalan und seine Mutter Deutschland. Im weiteren Verlauf der Lesung bekamen die Zuhörer auch einen Eindruck von der persönlichen Belastung, die mit dem Asylverfahren für ihn und seine Mutter verbunden war. Erst im zweiten Anlauf wurde Herrn Arsalan der Flüchtlingsstatus zuerkannt, seine Mutter erhielt lediglich den subsidiären Schutz.
Zurzeit macht Herr Arsalan, der seit gut 3,5 Jahren in Süddeutschland lebt, sein Abitur. In der anschließenden Fragerunde war es ihm auch wichtig, auf einige „ungenaue Bezeichnungen“ hinzuweisen: nach Flucht und gelungener Integration ist man kein Flüchtling mehr, sondern ein Geflüchteter. Außerdem wies Herr Arsalan auf den Unterschied zwischen Assimilation und Integration hin. Er werde aus beiden Kulturen, der syrischen und der deutschen, das Beste nehmen und diese in sich vereinen.
Zum Abschluss sahen die Gäste noch ein Unicef-Video mit einem Kinderchor, aufgenommen vor den Ruinen des heute völlig zerstörten Landes. Der Gegensatz zu dem Eingangsfilm über das prosperierende Syrien hätte nicht größer sein können, im Raum wurde es sehr still.
Musikalisch sehr stimmig und mit landestypischer Musik begleitet wurde die Lesung von den Musikern des Integrationsprojektes Hafenschule. Während der Pause konnten die Zuhörer syrische Snacks und landestypischen Tee kosten.
Mit dieser Lesung hat der Verein Hilfe für Flüchtlinge e.V. nach der Aufführung eines Tanztheaters vor 3 Jahren zum zweiten Mal eine Kulturveranstaltung durchgeführt. Die Rückmeldungen der Gäste waren einhellig positiv. Der Verein dankt allen Beteiligten, die dazu beigetragen haben, dass diese Veranstaltung möglich wurde.